Walter Stein

Will dir oft so viel erzählen..

doch dann bleib ich meistens still..

wie könnt ich dir erklären..

was ich von dir will..

möchte mit dir schweigen..

etwas mit dir sein..

deine Hand berühren..

so als wäre ich noch klein..

Jahre gehen, Tage ziehen..

suche oftmals deine Nähe..

doch die Erinnerungen fliehen..

betrete wieder meine Wege..

Lass mich denken heut an Dich..

so ich durch Wiesen streune..

wie einst wohl du und ich..

mittig der Pappelbäume..

vertraut ist mir das Feld..

lieb sind mir die Wege..

du warst die große Welt..

in der ich sicher lebte..

Wir tragen ein Gewand aus dem Gestern..

leben im Heute und erwarten das Morgen..

wie auch DU unser Gestern..

unser Heute..

unser Morgen bist.

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds und streut immerfort Blütenstaub, den wir atmen, herüber; auch noch im kommendsten Wind atmen wir Abschied

Rainer Maria Rilke

Manchmal, wenn ein Vogel ruft...

Manchmal, wenn ein Vogel ruft
oder ein Wind geht in den Zweigen
oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
dann muß ich lange lauschen und schweigen.

Meine Seele flieht zurück,
bis wo vor tausend vergessenen Jahren
der Vogel und der wehende Wind
mir ähnlich und meine Brüder waren.

Meine Seele wird Baum
und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?

Hermann Hesse